Ur-Golf-Kurier Leseprobe: Ungleiche Brüder – Golf LX und Golf GX

Kurz vor dem Wechsel auf Golf II peppte Volkswagen seine Modellpalette noch einmal auf, um etwaige Käufer, trotz des vor der Tür stehenden Golf II, noch schnell zu einem Kauf des „Auslaufmodells“ zu bewegen.
So schickte VW zum Beispiel den Golf LX und den Golf GX ins Rennen. Jetzt gab es viele Extras Serienmäßig, die vorher Aufpreis gekostet hatten.

Ab 04. März 1983 war der Golf 1 LX bestellbar, für Preise ab DM 12.955.

Damit brachte er dem Kunden, durch die vielen sinnvollen serienmäßigen Extras, gegenüber dem Grundmodell „C“ einen Preisvorteil von über 1000 DM.

Preisbeispiel aufgrund der Preisliste ab 02.08.1982 mit einem Zweitürer Golf C mit 50 PS Motor, 4-Gang Getriebe und nur einigen der „LX“ Extras.

Grundpreis Golf „C“ mit 50PS Ottomotor:DM 12.590
Vierspeichen Sportlenkrad:DM 156
Reifen 175/70 auf 5Jx13 Stahlfelgen:DM 225
Radio Braunschweig II:DM 343
Beifahreraussenspiegel, einfach:DM 28
Scheibenw. Intervallautom. & WaschWisch:DM 53
Z82 Schlechtwetterpaket mit Nebelscheinw.:DM 382

Diese Konfiguration kostet bereits DM 13.777, Preisvorteil schon jetzt DM 822, die gegenüber dem „C“ höherwertigen Sitze es „LX“ und weitere Details noch gar nicht einberechnet.

Mit seinen Stahlgürtelreifen 175/70 SR 13 auf Stahlfelgen 5J x 13, Doppelscheinwerfergrill mit Nebelscheinwerfern, breiten schwarzen Zierleisten (wie GTD) und dem Schriftzug „Golf LX“ auf der Heckklappe ausgestattet, wirkte der LX außen schlicht und nüchtern. Das Kühlergrill, die Fenstereinfassungen und die Stoßstangen mussten passend zum sachlichen Erscheinungsbild ohne Chrom auskommen.

Innen bekam der LX das bekannte große Sportlenkrad mit vier Speichen und dem Schriftzug „Golf LX“ mit auf den Weg zum Käufer. Praktisch und funktional gab es im LX-Paket dazu einen beleuchteten Zigarettenanzünder, ein abschließbares Handschuhfach, eine Mittelkonsole, Tür- und Seitenverkleidung des Golf C/CL, mit Türablagekästen vorn (ohne Chromleiste), Bodenbelag in farblich angepasstem Veloursvlies ( je nach Farbe der Sitze in schwarz oder hellbeige )

und Sitzbezüge in Einteilung wie Golf GL (GL-Konfektionierung) in besserer Qualität ähnlich Golf GL in Wolltweed-Streifen (vom Jetta SL) in den Farben grau/weiß oder saiga (hellbraun). Der Dachhimmel war dazu geschmackssicher universell passend grau gemustert und bereits aus dem Golf 1 GTD bekannt. Als weitere nützliche Extrabonbons gab es einen von innen verstellbaren Fahrer-Außenspiegel, eine Scheibenwischer-Intervallschaltung mit Wasch-/Wisch- Automatik, einen Türkontaktschalter auf der Beifahrerseite und im Kombiinstrument einen Tageskilometerzähler und einen Drehzahlmesser für den 70 PS Benzinmotor bzw. eine analoge Zeituhr für den 50 PS Benziner und den 54 PS Dieselmotor.

Die verkleidete Fensterbrüstungen und B-Säulen und das komfortable GTI-Armaturenbrett ( nach oben öffnendes Handschuhfach, kein Chrom um Lüftungsdüsen und Tachoblende, Einführung ab Start des LX im März 83 ) waren wohl zuviel des guten und mussten vermutlich weichen, um das Radio „Braunschweig II“ ( M-Code R39, verbaut ab April 1983 ) zu refinanzieren.

Ab April 1983 gab es daher die pflegeleichte, aber wenig wohnliche, aus Golf C/CL bekannte Armaturentafel. Um dieses an sich etwas schnöde Hartplastikteil zu etwas besonderem zu machen, spendierte VW zwei aufgemalte schmale weiße Zierstreifen über die ganze Breite der Armaturentafel. Außerdem gab es eine goldene Tachoblende mit dem bereits genannten Radio und als Finanzausgleich dazu also wie erwähnt nacktes Blech oberhalb der Tür- und Seitenverkleidungen wie im Golf „C“.

Nicht bestellbar waren die bereits serienmäßig enthaltenen diversen Mehrausstattungen, die Schlechtwetterpakete sowie Sitze in Kunstleder. Außerdem nicht erhältlich: Klimaanlagenvorbereitung M559, Klimaanlage M573, Leichtmetallfelgen in 5,5Jx13 M451, Blaulicht und Doppeltonhornanlage M160, Abdeckplatte anstelle Hintersitz M039, Zweipunkt-Sicherheitsgurt vorn und Kniepolster M044.

Der Käufer musste sich zwischen dem 50 PS oder 70 PS Benziner und dem 54PS Dieselmotor entscheiden. Als Außenfarben standen (kursiv markierte Farben gegen Mehrpreis) zur Auswahl:

Alpinweiß, Marsrot, Baikalblau, Regattablaumetallic, Sienarotmetallic und Sandmetallic mit Sitzen „grau/weiß“ oder Alpinweiß, Mexicobeige, Sienarotmetallic und Sandmetallic mit hellbraunen Sitzen „Saiga“.

Etwa Anfang Juli änderte sich die bestellbare Farbpalette. Es gab nun: Alpinweiß, Marsrot, Diamantsilbermetallic, Papyrusgrünmetallic, Lhasametallic und Schwarz mit grau/weißen Sitzen. Mit hellbraunen Sitzen „Saiga“ gab es Alpinweiß, Marsrot und Papyrusgrünmetallic.

Frühe und späte Golf LX unterscheiden sich auch in den W-Nummern im Fahrzeugbrief / auf dem Ausstattungsaufkleber.

W2450 PS GG„LX“ (erste Serie mit GTI – Schalttafel)
W3370 PS JB„LX“ (erste Serie mit GTI – Schalttafel) [oder 54 PS JK Diesel]
W6650 PS GG„LX“ (letzte Serie mit CL – Schalttafel)
W6770 PS JB„LX“ (letzte Serie mit CL – Schalttafel) [oder 54 PS JK Diesel]

Preise, Stand Januar 1983:

Modelle mit Ottomotor (MKB GG bzw. JB):

Leistung(KW/PS)GetriebeTürenPreis DM, brutto
37/504 Gang212.955,00
37/504 Gang413.630,00
51/704 Gang214.045,00
51/704+E214.440,00
51/70Automatic215.230,00
51/704 Gang414.720,00
51/704+E415.115,00
51/70Automatic415.905,00

Dieselmodelle (MKB JK):

Leistung(KW/PS)GetriebeTürenPreis DM, brutto
40/544 Gang214.665.00
40/544+E215.060,00
40/544 Gang415.340,00
40/544+E415.735,00

Alpinweiß mit 50 PS Benzinmotor, der noch Jahrzehnte nach Produktionseinstellung recht häufig im Alltagsverkehr herumwuselte. Inzwischen sind gute Golf 1 LX selten geworden, weil die Eigentümer den höheren Gebrauchswert dieser Version mit ihrer umfangreicheren Serienausstattung zu schätzen wussten � und die Wagen schlichtweg verschlissen.

Und natürlich wurden viele Golf 1 LX noch gefahren oder geschlachtet, als sich die ersten Golf 1 mit Stahlstoßstangen schon in warme Sammlergaragen gerettet hatten. Der Golf 1 LX blieb aber auch deshalb lange im Straßenbild, weil dieses Sondermodell bis Oktober 1983 über 50.000 mal vom Band rollte. Das ist für ein Sondermodell, das zum Steigern der Absatzzahlen nur kurz vor Produktionsende des Golf 1 eingeführt wurde, ein sehr beachtlicher Erfolg. Einiges aus der im LX Paket enthaltenen Ausstattung, wie das bessere Lenkrad oder weniger verschleißanfällige Sitze, hätten allerdings auch lange vorher dem Golf 1 „C“ Grundmodell als Serienausstattung sehr gut zu Gesicht gestanden.

Das Gegenstück zum sachlich-funktionalen LX ist der reichhaltig und fast luxuriös ausgestattete Golf GX.

Das stark aufgewertete Sondermodell war ab 25. März 1983 bis Oktober 1983 für einen Obolus ab DM 14.085 erhältlich. Zum Vergleich: Golf GL ab DM 14.885, Preisliste vom 02.08.82. Der GX bescherte dem Käufer außen breite Stahlgürtelreifen 175/70 SR 13 auf Stahlfelgen 5J x 13 mit blanken Radkäppchen und ein Doppelscheinwerfergrill mit Chromleisten und Nebelscheinwerfern. Außerdem hatte der GX elegante Chromzierleisten an den Seiten, an den Schwellern, um die Fenster herum, an den Stoßstangen und an der Heckklappe.

Dazu gab es den großen Frontspoiler (wie GTI/GTD) und den Schriftzug „Golf GX“ auf der Heckklappe spendiert.

Innen war das GL-Armaturenbrett verbaut, die Radio/Instrumentenblende mit verchromtem Rand. Darin ein Tageskilometerzähler und eine analoge Quarzzeituhr im Kombiinstrument (Drehzahlmesser und Digitalzeituhr beim 70 PS Benziner). Dazu das Vierspeichen Sportlenkrad mit Schriftzug „Golf GX“, ein beleuchteter Zigarettenanzünder, ein abschließbares Handschuhfach, eine Mittelkonsole, Türverkleidungen mit Stoffeinlage (ähnlich Golf GL), ein grauer Dachhimmel (wie im Golf GTD), und wohnlich verkleidete Fensterbrüstungen und B-Säulen (wie GL). Mit sportlichem Seitenhalt saß der Käufer auf den vom 1982er Sondermodell „Golf GTI mit 4-Türen“ bekannten Sportsitzen im Design „Glencheck“ grau/schwarz. ( auf Wunsch auch Ausstattung mit Normalsitzen im „Glencheck“ Stoff ).

Die Türablagekästen vorn mit Chromleiste, Türarmlehnen mit Griffbügel, dazu ein von innen verstellbarer Fahreraußenspiegel und eine Scheibenwischer-Intervallschaltung rundeten das Ausstattungspaket ab.

Nicht bestellbar waren, außer den vielen bereits serienmäßig enthaltenen diversen Mehrausstattungen, die Schlechtwetterpakete und Sitze in Kunstleder. Außerdem nicht erhältlich: Klimaanlagenvorbereitung M559, Klimaanlage M573, Leichtmetallfelgen in 5,5Jx13 M451, Blaulicht und Doppeltonhornanlage M160, Abdeckplatte anstelle Hintersitz M039, Zweipunkt-Sicherheitsgurt vorn und Kniepolster M044.
Als Außenfarben standen Diamantsilbermetallic, Papyrosgrünmetallic, Lhasagrünmetallic und Meteormetallic ohne Mehrpreis zur Wahl. Die im Prospekt „Wenn es eine Menge mehr sein darf…“ genannten Farben Alpinweiss und Marsrot sind in anderen internen Unterlagen zum „Golf GX“ mit Datum Januar 1983 gar nicht erwähnt. Sonderfarben sind da sogar ausdrücklich ausgeschlossen.

Daher bleibt es unklar, ob dieses Sondermodell tatsächlich in diesen beiden Farben bestellbar war. Ab 08. Juli 1983 entfiel Meteormetallic.
Als Motorisierung waren ein 50 PS oder 70 PS Benzinmotor oder ein 54 PS Diesel erhältlich.

Die W-Nummern im Fahrzeugbrief / auf dem Ausstattungsaufkleber waren:

W2850 PS GG„GX“ mit Sportsitzen
W2950 PS GG„GX“ mit Normalsitzen
W3070 PS JB„GX“ mit Sportsitzen [oder 54 PS JK Diesel]
W3170 PS JB„GX“ mit Normalsitzen [oder 54 PS JK Diesel]

Preise, Stand Januar 1983:

Modelle mit Ottomotor (MKB GG bzw. JB):

Leistung(KW/PS)GetriebeTürenPreis DM, brutto
37/504 Gang214.085,00
51/704 Gang215.175,00
51/704+E215.570,00
51/70Automatic216.360,00
37/504 Gang414.760,00
51/704 Gang415.850,00
51/704+E416.245,00
51/70Automatic417.035,00

Dieselmodelle (MKB JK):

Leistung(KW/PS)GetriebeTürenPreis DM, brutto
40/544 Gang215.795,00
40/544+E216.190,00
40/544 Gang416.470,00
40/544+E416.865,00

Der Golf 1 GX ist sicher eine der schönsten und am reichhaltigsten ausgestatteten Ausführungen des Golf 1 mit Kunststoffstoßstangen. Leider wird dieses Sondermodell heute, 25 Jahre nach Produktionsende, kaum noch angeboten.

Taucht mal eines auf, ist es meistens verwohnt und hat seinen einstigen Glanz über die Jahre zur Hauptsache eingebüßt. Exakte Angaben über die Stückzahlen wurden nicht erfasst. Aber das angepeilte Soll von 10.000 Stück mit Produktionsende zum Juli 1983 wurde mit deutlich über 30.000 Exemplaren übererfüllt. Aufgrund der Flut von Bestellungen lief die Produktion einige weitere Wochen bis zum August 1983 weiter. Viele Käufer nahmen das Angebot einer oberhalb vom GL angesiedelten Version mit umfangreicherer und optisch höherwertigerer Serienausstattung mit dezent-sportlicher Note sehr gern an.

Die edle und sportliche Erscheinung des Golf GX mit seinen serienmäßigen Metallicfarben wird sicher dazu beigetragen haben, dass ein Golf GX immer als Ge- und Verbrauchsfahrzeug begehrt gewesen ist. So ist vom Chromverzierten Glanzstück nicht viel mehr übrig, als ein Symbol für den glänzenden Abschluss der Europäischen Golf 1 Fertigung.

Text: J. Seizew; Fakten: J. Schwieger; Bilder: J. Schwieger, D. Weinhardt, J. Seizew und Archiv der Volkswagen AG