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Grundüberholung JK-Motor (Diesel)

(@rebl87)
Mitleser
Forumsbeitritt: Vor 17 Jahren
Beiträge: 7
Themenstarter  

Hallo zusammen,

mein Golf 1 Diesel hat nunmehr knapp 330.000 km gelaufen. Seit kurzem läuft er bei niedriger Drehzahl etwas unrund. Daher wurde die Kompression geprüft und siehe da: Die Kompression des dritten Zylinders ist unterhalb der Verschleißgrenze. Das ökonomisch sinnvollste wäre sicherlich die Beschaffung eines Austauschmotors. ABER: Für mich gehört der Motor zum Auto dazu und da ich schon lange mit dem Gedanken spiele, den Motor rundum zu überholen ist das für mich jetzt das auslösende Ereignis.

Daraus ergeben sich mehrere Fragen.

[u]1. Was sollte alles gemacht werden?[/u]
Vorweg: Vor etwa 30.000 km hat er eine neue (damals noch original von VW) Nockenwelle bekommen. Ebenso habe ich mir vor etwa 4 Monaten eine komplett überholte und neu eingestellte Bosch-Einspritzpumpe gekauft, da die aktuell verbaute mal gewechselt wurde und aktuell die vom 1,5l-Diesel ist. Ich hätte das Ganze gerne aber wieder original und vor allem auch passend, daher der Kauf.

Ich habe jetzt mal eine vorläufige Liste zusammengestellt, quasi als To-Do. Die darf natürlich gerne erweitert werden, bzw. auch gekürzt, wenn einzelne Punkte sich als nicht sinnvoll erweisen:
- neue Ventile und Ventilsitze einschleifen
- neue Stößel (sinnvoll?)
- Übermaßkolben inkl. Kolbenringe (erstes oder zweites Übermaß? Welcher Hersteller?)
- Zylindermaße auf Übermaßkolben entsprechend aufbohren und hohnen
- Kurbelwelle schleifen und ggfs. polieren
- neue Kurbelwellenlager
- Motorkopf ggfs. planen (und natürlich neue ZKD)
- neue Pleuel (sinnvoll?)
- neue Ölpumpe

[u]2. Vertrauenswürdiger Instandsetzer, der all dies durchführt?[/u]
Ich wohne in Öhringen (Baden-Württemberg) und mir ist in dieser Gegend leider niemand bekannt, der sich auf diese Art von Überholungen spezialisiert hat. Und wenn ich schon den Motor komplett machen lass, dann möchte ich ja auch sicher gehen, dass derjenige, der die Arbeiten durchführt, weiß was er tut. 🙂 Könnt ihr mir da im Umkreis von etwa 50 km jemanden empfehlen?

[u]3. Kosten[/u]
Mit welchen Kosten muss ich denn bei all dem rechnen? Dass es nicht günstig wird, denke ich mir. Die Kosten sind auch nicht der wichtigste Punkt. Wäre nur hilfreich zu wissen, um finanziell etwas planen zu können. 🙂

[b]An der Stelle schon mal vorab vielen Dank für Eure Hilfe![/b] (tu)


   
Zitat
(@sebastian-heiss)
Ehrenmitglied
Forumsbeitritt: Vor 20 Jahren
Beiträge: 4301
 

Hallo Rebl87 (was für ein Name...),

ein kompetenter Motorinstandsetzer kann dir je nach Verschleißgrad der Teile sagen, was alles neu gemacht oder überarbeitet werden muß.
Normalerweise wird das erste Übermaß reichen und die anderen Arbeiten richten sich dann nach dem Zustand.

Ich habe eine komplette Instandsetzung 1999 für 4.500 DM (das wären ca. 2.250 Euro) bei der Werkstatt meines Vertrauens durchführen lassen, ebenfalls ein JK-Motor.
Dabei wurde durchgeführt:
Ventilschäfte erneuert
Ventilschaftdichtungen erneuert
Ventile poliert
Ventile eingeschliffen
Zylinderkopf geplant
Zylinderbohrungen auf erstes Übermaß geschliffen und gehont
Neue Kolben erstes Übermaß mit neuen Kolbenringen eingebaut
Kurbelwelle feingeschliffen
Kurbelwellenlager und Pleuellager erneuert

Der so überholte Motor hat seitdem wieder ca, 120 000 km problemlos gelaufen und läuft auch jetzt einwandfrei.

Ich würde mal die im Internet zu findenden Instandsetzer in deiner Gegend anrufen und befragen, von den Antworten und genannten Preisen kann man sich dann schon ein Bild machen, wer das Vertrauen verdient.

Gruß Sebastian


   
AntwortZitat
(@stefan-k)
Fortgeschritten
Forumsbeitritt: Vor 10 Jahren
Beiträge: 145
 

Hallo Rebl 87, hallo Sebastian,

ich möchte hier auch mal meinen "Senf" (oder nennen wir es Gedanken) dazugeben.

Eine Laufleistung von 330.000km ist schon durchaus respektabel, am Ende sind die meisten Motoren dabei aber noch lange nicht, zumindest, wenn sie zeitlebens vernünftig behandelt und gewartet wurden.
Aus eigener Erfahrung mit meinem Formel E Diesel (km-Stand bei Kauf ca. 160tsd, jetzt 503tsd) kann man sagen, das gerade die Dieselmotoren sehr lange laufen, bis gar nichts mehr geht.

Um ehrlich zu sein, ich habe bis heute weder die Kompression gemessen, noch größere Instandsetzungen durchgeführt (führen müssen), was den Rumpf angeht. Ein Mal neue ZKD mitsamt Schrauben, sämtliche Simmerringe, einmal neue Ölpumpe bei ca 240tsd (die vom TD, hat mehr Förderleistung), ein Mal Glühkerzen neu.
Keine Hauptlager gemacht, keine Nockenwelle, keine Ventilschaftdichtungen. Ölverbrauch liegt bei max 0,3l/1000km.
Ein Mal habe ich die ESP gegen eine andere gebrauchte ausgewechselt. Das nur vorweg.

Zu deiner "To-Do"-Liste:

-Was hat denn das Prüfergebnis für die Kompression ergeben? Sind alle Zylinder schon unter der Verschleißgrenze von 28,0 Bar? Normaler Druck wäre hier 34 Bar, wobei der Unterschied zwischen den einzelnen Zylindern max 5 Bar betragen sollte.
Ungleichmäßige Kompression kann z.B. von schlecht schließenden Ventilen kommen, aber auch bei gebrochenen Kolbenringen auftreten. Hier würde ich zuerst mal einen Druckverlusttest machen. In der Oldtimer-Praxis /Markt war dazu ein guter Artikel drin, ist aber schon ein bischen her.
-Tassenstößel: vermessen und vor allem Ventilspiel erstmal richtig einstellen!
-Kurbelwellen- und Pleuellager: kann in eingebautem Zustand auf Verschleiß geprüft werden, der Motor muß dazu NICHt raus. Google mal "Plastigauge" oder frag mal einen älteren VW-MA.
-Zylinderkopf planen: m.Erachtens Unsinn, solange der Kopf gerade ist, wie im Rep-Lf. beschrieben.
-Motorblock planen: TODSÜNDE!!!!: die Kolben stehen beim Diesel immer etwas über die Auflagefläche der ZKD hervor, sprich über den Block raus. Es gab 3 verschieden starke Dichtungen, je nach Kolbenüberstand, aber nur noch eine davon ist bei letzter Nachfrage meinerseits vor ca. 1,5 Jahren lieferbar gewesen.Schleift hier jemand auch nur 1/10mm zuviel weg, stoßen die Kolben am Kopf an...... den Rest kann man sich denken.
-neue Kolben, 1.Übermaß, neue Pleuel: das hängt davon ab, wieviel Verschleiß vorliegt.Nach der Totalzerlegung gründlich prüfen, was noch im Maß liegt, wieder einbauen. Ist der Kopf schon ab, kann man die Ventilführungen auch prüfen. Sind sie noch gut in der Toleranz, drinlassen!
-Unrunder Leerlauf: kann auch von einer gerissenen ESP-Halterung kommen, oder es fehlt die Schraube auf der Leitungsseite unten.... aus eigener Erfahrung.
Desweiteren kann irgendwo Luft in die Einspritzanlage gelangen, kommen im durchsichtigen Schlauch zur Pumpe Luftblasen? Auch die Düsen können schlechten Lauf verursachen, wieviele km haben die drauf?
-Kurbelwelle polieren? Wozu? An den Lagerstellen (ebenso wie an den Zylinderwandungen) ist eine gewisse, feine Oberflächenrauheit sogar notwendig, um überhaupt erst den Schmierkeil im Lager aufbauen zu können. Je glatter das ist, umso schlechter die Schmierung. Aber Kratzer und Riefen sollten natürlich auch nicht sein....
-Öldruck messen: liegt der bei warmer Maschine im Leerlauf noch bei über 0,5 Bar und bei ca 2000 U/min bei mehr als 2,5 Bar, kann man sich das Lagerschleifen u.U. sparen.

Letztlich bleibt es aber selbstverständlich dir überlassen, was du machen willst/läßt. Das Problem wird eher sein, einen zuverlässigen Instandsetzer zu finden. Mit Rechnung hast du sogar Garantie auf die geleisteten Arbeiten. Und ich finde es ausgesprochen gut, das du den Originalmotor erhalten möchtest.

Ich fahre im Sommer des öfteren mal ins Jagsttal, das ist ja nicht weit weg von dir, vielleicht treffen wir uns mal?

Grüße, Stefan.
Ebenfalls JK-Saugdiesel. 🙂


   
AntwortZitat
(@stefan-k)
Fortgeschritten
Forumsbeitritt: Vor 10 Jahren
Beiträge: 145
 

Noch was vergessen:
die Lager der Zwischenwelle sollten, wenn der Motor eh raus ist, auch überprüft werden.


   
AntwortZitat
(@rebl87)
Mitleser
Forumsbeitritt: Vor 17 Jahren
Beiträge: 7
Themenstarter  

Hallo zusammen,

erstmal möchte ich mich entschuldigen, dass ich so lange nicht geantwortet habe. Vielen Dank auch schon für die teils sehr ausführlichen Antworten. 🙂

Der aktuelle Stand ist: Motor ist gestern rausgekommen und auch generell der Motorraum leergeräumt worden (mit Ausnahme Bremskraftverstärker etc.). Wenn man schon mal so weit ist, kann man die Gelegenheit nutzen und da auch mal direkt "renovieren". Der Motorraum selbst ist erstaunlich rostfrei, hier hätte ich in sonst uneinsichtigen Winkeln nach 28 Jahren Winterdienst in Deutschland mehr erwartet. Aber mir soll's recht sein.

Das einzige (Rost-)Problem hier ist das Batteriehalteblech und der entsprechende Längsträger darunter, da offensichtlich die Batterie mal übergekocht ist. Soviel ich weiß ist das Batteriehalteblech mit dem Längsträger punktverschweißt. Das Batteriehalteblech würde ich gegen neu tauschen und dann den Längsträger darunter wieder ordentlich herrichten. Hierfür wär es sehr hilfreich zu wissen, wo die Schweißpunkte zwischen Längsträger und Batterieblech sind. Weiß das von Euch zufällig jemand?

Für die Motorüberholung selbst habe ich mittlerweile einen Motorenbetrieb in Neuenstein (Württ.) gefunden. Mit ihm habe ich vereinbart, dass zuerst alles komplett zerlegt wird und wir dann gemeinsam drübergehen und je nach Zustand entscheiden, was alles gemacht wird. An dieser Stelle auch bereits vielen Dank mit dem Hinweis auf das Motorblock planen. Dann werde ich das direkt verhindern, falls er das machen möchte.

Auf die Frage von Stefan nach der Kompression: Die Kompression wurde in allen Zylindern vor 2 Jahren geprüft und war im dritten Zylinder unter Verschleißgrenze (ich glaube 24 bar?!). Die Idee von mir dahinter war: Ich lass den kompletten Motor jetzt einmal richten und habe anschließend (bei meinen Fahrleistungen von ca. 3000 km pro Jahr mit diesem Auto) mein restliches Leben Ruhe. 🙂

Der Öldruck bei 2000 u/min lag im warmen Motorzustand bei ca. 1,8 bar (gemessen am Kopf). Auch das war für mich ein Grund zu sagen: Alles einmal aufarbeiten bitte. Ich wusste bisher gar nicht, dass der TD eine stärkere Ölpumpe hat. Hier werde ich dann natürlich ebenfalls die Ölpumpe vom CY einbauen, falls mein Motorenbauer da mitmacht (zwecks Garantieansprüche).

Der Anlasser und die Lichtmaschine werden generalüberholt. Das rückseitige Blech des Wasserkühlers (an dem auch der Ventilator hängt) sowie die Zahnriemenabdeckung werden glasperlengestrahlt und anschließend mattschwarz pulverbeschichtet, um einen möglichst originales Erscheinungsbild zu haben.

Was schon relativ gammelig aussieht, aber wohl noch dicht ist, ist das Wasserrohr (068 121 065 C). Dieses gibt's allerdings so leider nicht mehr. Nach etwas Recherche im Netz bin ich auf das Wasserrohr von Audi (055 121 065 M) gestoßen, was scheinbar baugleich sein soll. Wisst ihr, ob das stimmt?

Wie gesagt: Vielen Dank nochmals für Eure Hilfe, das ist echt super! 🙂

Gruß
Jens

PS an Stefan: Sicher können wir uns im Jagsttal mal treffen, gerne sogar! 🙂


   
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