Hallo alle zusammen,
hier mal ein kleiner Bericht außerhalb meiner 76er GTI-Restauration.
Mein 83er GTI machte leider kleinere Problemchen, denen ich nun endlich mal zu Leibe rücken musste. Seit geraumer Zeit hatte ich das Problem, das bei längerer Fahrt der 5te Gang (9A-Getriebe) immer wieder rausgesprungen ist. Meist so nach 45Minuten Fahrtzeit und bei Vollast um etwa 120km/h. Irgendetwas am Getriebe stimmte da nicht.
Also im Vorhinein Ersatzteile für den 5ten Gang besorgt und sicherheitshalber auch mal ein komplettes Ersatzgetriebe.
Da ich im Getriebe auseinander- und zusammenbauen noch "Ausbildungsbedarf" habe, bat ich einen guten Freund und hier nicht unbekannten Fachspezi um Hilfe. Hier ist er schon bei der Arbeit:
Los gings mit zerlegen, Gehäusedeckel schon ab und Blick frei auf den 5ten Gang:
Auf den ersten Blick nichts zu erkennen, Einstellungsmaße an für sich auch i.o.
Fazit also: Zerlegen!
Dazu haben wir das (restliche) Öl abgelassen. Im warsten Sinne des Wortes restliches (!). Nicht mal mehr ein ganzer Liter kam da raus...uns stiegen erste Sorgesfalten auf die Stirn.
Schaltwelle ausgebaut:
Nun die Gänge arretiert, damit die Zahnräder und Synchronringe vom 5ten Gang demontiert werden können. Hier die Einzelteile und auch schon das defekte Teil:
Das Nadellager total geschmolzen und hinüber:
Im Vergleich zum Neuteil:
Durch mangelnden Ölfluss/Ölstand ist das Lager heiß gelaufen, geschmolzen und hat die Zahnräder kippeln lassen! Duch die kippelnde Bewegung ist der Gang immer wieder herausgesprungen. Nicht mehr lange und das Lager wäre komplett zerfallen. Was dann passiert wäre, kann man sich denken...
Angemerkt sei:
Ich bin bisher etwas sorglos an die Sache rangegangen. Hintergrund ist der, dass beim Vorbesitzer der Gehäusedeckel auf Grund eines Unfallschadens ersetzt wurde. Blöderweise habe ich den Ölstand nicht hinterfragt und bin davon ausgegangen, dass man alles wieder 100% hergestellt hat. Auch Undichtigkeiten am Getriebe waren nicht zu erkennen! So sind seit dem Besitzerwechsel etwa 1500km zusammengekommen, die das Lager dahingerafft haben. Beim nächsten Getriebe werde ich dem Ölstand definitiv Beachtung schenken!
Frage an alle:
Wer hat seinen Getriebeölstand (in letzter Zeit) geprüft? 😉
Nun wieder zusammenbauen, natürlich nur mit Neuteilen:
Die Zahnräder auswaschen und säubern, es kam viel Schmutz heraus:
Auch gleich ein überholter Getriebehalter mit neuem Lager:
Und zum Schluss frisches Getriebeöl aufgefüllt, satte 1,9 Liter!
Da wir nun einmal am reparieren waren, haben wir gleich weitergemacht:
Motoröl ablassen -> Ölwechsel + Dichtung für Ölfilterflansch wechseln. Die tropfte schon seit kurzem, weil die Dichtung hart wie Plaste war.
Und gleich die Ölschläuche incl. Verschraubungen und den Halter für den Ölkühler durch Neuteile bzw. gelb-verzinkte Teile ersetzt.
Ein Steckenpferd des o.g. guten Freundes sind die Leerlaufregler und CO-Einstellungen 🙂
Also wurde auch hier notwendiger Weise nachgebessert.
Ebenso noch eine Leckage an einer Verschraubung der Spritleitung entdeckt und durch festziehen der Verschraubung (die war locker) behoben. Die lockeren Schrauben an einigen Stellen im Motorraum waren ein generelles Problemchen, das ich schon partiell behoben hatte....
Durch einen zurückliegenden Unfallschaden wurde die Front ersetzt. Dabei hatte der Kühlerlüfter offensichtlich auch einen Hieb bekommen. Die Welle hatte so großes Spiel, dass er bei hoher Drehzahl am (verbogenen) Lüfterblech scheuerte. Also galt es den Lüfter noch zu ersetzen. Hier mein Helfer beim "Lüfter-Puzzle" in meinem Gebrauchtteile Fundus 😉
Insgesamt war der gestrige Tag natürlich schnell herum und hat mal wieder richtig Spass gemacht!
Nach heutiger Probefahrt von etwa 50km über Land und Autobahn sind keinerlei der gestrigen Problemchen wieder aufgetaucht. Somit ist der GTI jetzt für den 14. Juli startklar 🙂
In dem Sinne nochmal herzlichsten Dank an mein Helferlein und bis demnächst
Matthias
P.S. Ich widme mich jetzt wieder der anderen Baustelle 😉
Hallo,
das hört man gern - damit Problem scheinbar behoben. Es hat mir auch viel Spaß gemacht, der Tag war viel zu schnell um.
Bin gestern schön gemütlich nach Hause gefahren und war gegen 23:30 da.
Dummerweise war die Autobahnauffahrt in Richtung Leipzig wegen Bauarbeiten gesperrt, so dass ich erst mal in die "falsche Richtung" fahren musste. Da hätte ich auch gleich in Merseburg auffahren können - wenn man schon dort entsprechende Hinweisschilder aufgestellt hätte... Aber "Leuna bei Nacht" sieht richtig gut aus...
Tschüss Frank
Hallo Matthias,
sieht ja sehr ordentlich aus was ihr da geschraubt habt! Werde nun auf alle Fälle in den nächsten Tagen bei meinem 1er auch das Getriebeöl wechseln, weil ich auch nicht 100% sicher bin ob der Füllstand korrekt ist.
Aber was ist das für eine Hebebühne auf dem obersten Bild? Die sieht ziemlich kompakt ist. Kannst du Näheres erklären?
Viele Grüße,
Janni
@Frank:
Ach verdammt...das haben sie vor ein paar Tagen im Radio durchgegeben..nicht mehr dran gedacht 🙁
Aber hauptsache gut angekommen 🙂
Das Werk schaut bei Nacht aus wie'ne Kleinstadt, was?
@Janni:
Das ist eine Hebebühne aus DDR Zeiten. Sie ist von der Firma TAKRAF und die "große" Variante. Es gab 2...Traglast ist bei meiner größer und der Arm, an dem das U-Profil hochgezogen wird, ist länger als bei der "kleinen" Variante.
Die kleinen waren meist in "grün" lackiert, die großen in "gelb".
Vorteil der Bühne:
Einfache Technik mit Schmiernippeln an den Gelenken, rollbar (!) und Motor mit Ölwanne separate Bauteile und im Schadensfalle gut zu reparieren. Auch ein Ölwechsel ist leicht zu handhaben.
Nachteil:
Auspuffmontagen schwierig und man muss leicht gebückt darunter stehen.
Schau mal bei goggle unter Bildersuche "TAKRAF Hebebühne"...da findet man viele gute Bilder.
Übrigens werden die Bühnen häufig noch bei ebay angeboten...
Meine habe ich etwas tiefer im Beton eingestellt, da ich in meiner Garage damit nicht rangieren kann...aber so ist sie super überfahrbar.
MfG
Matthias
Hallo Matthias,
ein interessanter Bericht.
Waren die Ersatzteile denn so schnell zu bekommen? Du schreibst, das nur ein Tag draufgegangen ist.
Wenn man nicht vorher weiß, was für ein Schaden am Getriebe vorliegt, ist doch zuerst der Auseinanderbau an der Reihe, dann Schadensfeststellung und danach die Bestellung der defekten Teile. Das dauert meist ein bis zwei Tage, bis die da sind, wenn vorrätig.
Dann die Frage, wo bekommt man die Teile?
In der Zeit steht der GTI meist Teile wartend auf der Bühne rum.
Dein Bericht hört sich so nach "eben in kurzer Zeit repariert" an.
In einer Werkstatt steht da mal so ein Fahrzeug leicht eine Woche. :S
Gruß
Peter
Hallo Peter,
eine berechtigte Frage 🙂
Da ich momentan echt wenig Zeit habe, musste das ganze vorher gut geplant sein.
Schritt 1 war:
Frank und ich haben überlegt, was alles auseinandergebaut werden muss. Daraus ergab sich eine Anzahl von Teilen, die beim Zerlegen angefasst und möglicherweise ersetzt werden müssen, weil Verschleißteile oder "könnte beim Ausbau-kaputt-gehen-Teile".
Also quasi..."was baue ich aus und was kann dabei kaputt gehen bzw. sollte beim Zusammenbau vorsorglich ersetzt werden".
Daraus resultierte auch die Idee das Nadellager mit zu wechseln.
Schritt 2:
Das ganze haben wir natürlich nur auf die Arbeiten rund um den 5ten Gang bezogen und überlegt, was eigentlich im schlimmsten Falle noch sein kann.
Deshalb noch ein Ersatzgetriebe für den Komplett-Tausch besorgt.
Ein Teilespendergetriebe habe ich zusätzlich noch liegen...
Frank hat mir dann eine Liste aller aus Punkt 1 betrachteten Teile zugeschickt und ich hab die Teile vorab bestellt. Die hat VW von einem Tag auf den nächsten geliefert. Insgesamt habe ich rund 40€ für die Getriebeteile ausgegeben. Den Halter mit Lager hatte ich noch da und 2l Getriebeöl habe ich beim Mineralölgroßhandel für rund 20€ geholt.
Nach Abschluss der Arbeiten sind natürlich auch ein paar der vorsorglich gekauften Neuteile übrig, z.B. der grüne Deckel für die Stirnseite und der Gummidichtring für die Schaltwelle (der alte saß perfekt und wurde beim Ausbau nicht beschädigt).
Dank der guten Vorbereitung war das Getriebe an einem Vormittag gemacht.
Die restlichen Arbeiten haben wir spontan mit gemacht, war aber auch nur möglich, da ich die benötigten Teile im Fundus hatte 🙂
MfG
Matthias
Hallo,
wie Matthias geschrieben hat: Vorbereitung ist alles. Und bei mir gilt das Prinzip: Wenn schon - denn schon. Den Nadelkäfig hatte ich ursprünglich auch nicht auf der Teileliste und mir dann aber gesagt: Wenn das Ding nur 4 oder 5 EUR kostet, dann lieber da haben, als hinterher daran scheitern. Heute wissen wir: absolut richtig entschieden. Auch die drei Sperrstücken der Schaltmuffe wurden mit ersetzt, weil mit ca. 1 EUR bezahlbar. Anhand der Problembeschreibung muss man eben eingrenzen: Was könnte es alles sein.
Wo man die Teile bekommt ist ganz einfach: beim "Freundlichen", für alle die, die nur noch ebay kennen.
@ Peter: Ich muss sagen, dass ich die 020er Getriebe schon mehrfach in meinen Fingern und offen hatte. Das macht sich natürlich bemerkbar, wenn man sofort "los machen" kann und nicht ständig nebenbei noch lesen und verstehen muss. Beim ersten mal hatte ich mich auch recht "dämlich" angestellt. Die (wenigen) nötigen Spezialwerkzeuge hatte ich mitgebracht und dank Hebebühne war es auch recht schnell erledigt und hat richtig Spaß gemacht - endlich mal wieder an "altem Blech" schrauben.
Tschüss Frank
Hallo Matthias und Frank,
schoene Arbeit geleistet!
Kann ich auch mal ein 4-Gang Getriebe vorbei bringen? 😉
MfG
Erik
Hallo,
@ Erik:
Das 020er 4 - Gang hatte ich noch nie offen... Aber so viel anders wird es auch nicht sein. Wobei "öffnen" ist nicht das Problem, sondern, wenn man die Wellen zerlegen muss und anschließend einstellen.
Tschüss Frank
Hallo ihr Beiden!
Ganz tolle Arbeit! 🙂
Ich möchte eure Bilder und Texte gerne in den UGK übernehmen, darf ich das?
Oder besser noch, kann Matthias seinen Bericht noch etwas überarbeiten, d.h. vervollständigen?
Mit den hier von ihm beantworteten Fragen?
Das wäre echt toll, dann hätten auch "analoge" Leser etwas davon. 🙂
Gruß Stefan
Hallo Stefan,
na wenn das etwas für die Leser ist, warum nicht. Also mein o.k. hast Du.
Vielleicht sagt Frank ja auch noch zu 😉
Für den Artikel kannst Du gern die Fragen und Antworten einbeziehen bzw. rauskopieren. Im Text ganz oben kann ich doch gar nix mehr ändern !?
MfG
Matthias
Schippe weglegen, Stift nehmen, neu scheiben 🙂
Grüße an die beiden Schrauber !
Mich wundert das ihr die Sperrstücke für den fünften Gang so leicht bekommen habt.
Ich habe das letzte "Sperrstück" vom CPC gekauft, es war allerdings ein falsches Teil mit der richtigen Nummer. Zurücknehmen wollten sie es auch nicht……
Im Endeffekt habe ich sie dann bei einem Getriebespezialisten gekauft, der hatte noch gut eine Handvoll von diesen Teilen.
Grüße,
Dominik
>>Mich wundert das ihr die Sperrstücke für den fünften Gang so leicht bekommen <a href=" http://habt.<habt.<<
Hallo,
da gibt es von 81 auf 82 (auf jeden Fall so ca.) eine Teileänderung. Für dein altes Getriebe von 80 hättest du auch den ganzen neuen Syncronkörper nehmen können. Nur halt Einzelteile für die alte Ausführung sieht schlecht aus.
Grüße, Jörn
Hallo,
@ Stefan:
Kannst Du machen.
@ Dominik: Wie Jörn schreibt, der komplette neue Synchronkörper hätte bei Deinem FM auch gepasst. Das steht auch im RLF, TM 4. Änderung ab Getriebebaudatum 06-10-81.
Tschüss Frank